Alexander von Humboldt – Namenspate für das ALEXANDER

6. April 2021

„Ich werde Pflanzen und Fossilien sammeln, mit vortrefflichen Instrumenten astronomische Beobachtungen machen können […]. Auf das Zusammenwirken der Kräfte, den Einfluss der unbelebten Schöpfung auf die belebte Tier­ und Pflanzenwelt, auf diese Harmonie sollen stets meine Augen gerichtet sein“, versprach Alexander von Humboldt (1769–1859) am Tag seines Aufbruchs nach Lateinamerika. Es war der 5. Juni 1799 – und der Beginn einer Reise, die Ihn legendär machen sollte. Fünf Jahre später kehrte er mit Skizzenbüchern zurück, die aufzuschlagen man kaum erwarten konnte. Ihre Seiten waren gefüllt mit Darstellungen exotischer Tiere und Pflanzen, mit fremd anmutenden Menschen aus fernen Ländern. Bücher wie kleine Wunderkammer und eine zeichnerische Offenbarung obendrein. Von Humboldt hatte, stets studierend und ewig notierend, mit sicheren Strichen und in mehr als 1.500 Ansichten und Studien seine Eindrücke auf Papier gebannt. Wie sonst hätte er jene Impressionen aus exotischen Ländern vermitteln können, die Ihm auf seinen Reisen aufgefallen waren?

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Alexander Berlin Emserstrasse Icon

ALEXANDER – Berlin-Charlottenburg


Mit einer beachtlichen Portion zeichnerischen Talents ausgestattet, hatte er die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, das Klima und den Charakter der Landschaften dokumentiert. Er war auf Vulkane gestiegen, hatte über Meeres­strömungen und Bodenschätze sinniert, Höhenmessungen und geografische Ortsbestimmungen durchgeführt. Während andere Weltentdecker seinerzeit Ihren eigenen Zeichner mitreisen ließen, vertrat Humboldt die Meinung, dass ein Naturforscher, der diesen Namen verdient, auch selbst zeichnen können sollte. Alles, was er in seinen Tagebüchern und Notizheften oft nur flüchtig skizziert hatte, vollendete er nach seiner Rückkehr in Paris und Berlin entweder selbst akribisch oder ließ es von Zeichnern, Stechern und Druckern opulent ausfertigen.

Das Resultat war ein in sich geschlossener Kosmos fein kolorierter Ansichten, der den Betrachter in ein Universum voll ungeahnter Sitten und Gebräuche entführte – in eine Fremde, die Ihn schlichtweg nur verzaubern konnte.
Alexander von Humboldt, der Naturforscher, der Abenteurer, der Reisende – aber auch der Heimkehrer. Wie intensiv es Ihn auch immer wieder in die Fremde zog, seine Wurzeln in Berlin waren zu ausgeprägt, als dass der Kosmopolit seiner preußischen Heimat jemals gänzlich den Rücken hätte kehren wollen.

Berlin blieb stets sein Anker. Und gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm von Humboldt (1767–1835) strebte er danach, die damals noch provinzielle Stadt im monarchistischen Preußen zu einem aufklärerischen Ort der Bildung zu machen.
Der Name „Humboldt“ steht für ein Wissenschaftsverständnis der beson­deren Art, das nicht nur das Detail im Visier hat, sondern immer ein Ganzes sucht. Die Idee, ein Gesamtkunstwerk zu schaffen, trieb den charismatischen Forscher an. Seine unermüdlichen Versuche, alles zusammenzubringen und stetig weiterzudenken, waren damals Visionär – und sind heute wieder hochaktuell.

Es gibt Bücher, die aufzuschlagen man kaum erwarten kann – aber es gibt auch Bauwerke, in denen man lesen kann wie in solch einem Buch. Was macht solche Bauwerke aus? Sie verführen mit einer Architektur, die reizvoll und wie für die Ewigkeit geschaffen erscheint. Die in jedem Detail den Sinn für das Besondere, das Einmalige zeigt und von eklektischer Ästhetik ist. Eine Architektur wie eine Reise in die Ferne – die dennoch fest wurzelt im traditionell Schönen und deswegen ein Zuhause ist.
Und so mag es wohl kaum einen geeigneteren Namen für einen unserer außergewöhnlichsten Bauten geben als den des legendären Entdeckers: ALEXANDER.
Als ließe man seine Finger über den Globus streifen, offenbaren sich im ALEXANDER unterschiedlichste Einflüsse, Stile, Epochen, Materialien und Farben, die sich geschickt in einer faszinierenden Zeitlosigkeit und Bestän­digkeit vereinen – ganz im Sinne Humboldts. „In dem wellenartig wieder­kehrenden Wechsel physischer Veränderlichkeit das Beharrliche aufzuspüren, wird daher auch in späteren Zeiten nicht ganz unbeachtet bleiben“, schrieb der Weltenentdecker einst – das ist heute gültiger denn je.

Gartenillustration von Katie Scott

Illustration: Katie Scott

Illustration: Katie Scott