The Theodor – Das Interview

8. Dezember 2020

Architekt Florian Kessel und Bauherr Axel Schmitz sprechen über ihre Zusammenarbeit zwischen Denkmalschutz, architektonischer Freiheit und höchstem Wohnkomfort.

THE THEODOR ist – selbst nach Maßstäben von RALF SCHMITZ – ein außergewöhnliches Bauprojekt. Was macht für Sie die Einzigartigkeit dieses Ensembles aus?

Axel Schmitz: Zunächst einmal handelt es sich bei der Carlstadt um eine herausragende Lage, die besonders beliebt und lebenswert ist. Was für mich das Objekt so spannend macht, ist zum einen die Situation, auf einer Straße zu sein, in der es wahrscheinlich mehr denkmalgeschützte Häuser als nicht denkmalgeschützte gibt. Das bringt eine besondere Verantwortung mit sich bei der Neubauplanung: nämlich sich möglichst unauffällig, aber dennoch passend und hochwertig ins Umfeld einzubringen. Zum anderen finde ich das Gebäude im Innenhof sehr reizvoll. Es soll an die ursprüngliche Nutzung dieser Hinterhofbebauungen erinnern, wie sie vor dem Zweiten Weltkrieg in der Düsseldorfer Altstadt üblich war: Handwerker, die uns ja besonders am Herzen liegen, hatten da ihre Flächen, auf denen sie produzierten. In unserem Fall wurde das Hofgebäude bis zuletzt von einer Schreinerei genutzt. Dieses Thema haben wir architektonisch wieder aufgegriffen.

Florian Kessel: Was ganz neu ist, ist der Garten. Die Carlstadt zeichnet sich in ihrer barocken Anlage dadurch aus, dass es in den Straßen keine Bäume gibt. Wir mussten diesem Ort sprichwörtlich etwas einpflanzen.
Mit ein paar Tricks haben wir es geschafft, dass wir uns Garten und Grünfläche freispielen und sogar einen identitätsstiftenden Baum im Hof pflanzen können.

Duesseldorf-Carlstadt Bilker-Str-The-Theodor Baustelle Nov
Dusseldorf Carlstadt The Theodor Strassenhaus Frontfassade
Strassenhaus Frontfassade

Wie lässt sich der Designgedanke, das Konzept beschreiben, das hinter THE THEODOR steht?

Florian Kessel: Drei Dinge haben uns dabei besonders interessiert: Zum einen die subtile Integration eines Neubaus in den bestehenden Straßenzug, des Weiteren die Bestandsqualitäten in die Zukunft zu führen und zum Dritten, im Hof die Erinnerung aufzubewahren an die alte Fabrik mit einem Neubau, ebenfalls aus rotem Klinker. Wir haben den Garten mit seiner extensiven Bepflanzung samt hohen Stauden und vielen Blumen mit dem roten Klinker gewissermaßen eingerahmt. Der Garten bietet die Exklusivität einer Oase und ist nur für die Bewohner einsehbar und nutzbar. Es kommt gar nicht so häufig vor, dass man Vorderhaus und Hofhaus zusammen baut. Wenn wir rausgucken, schauen wir auf unseren selbst geschaffenen und schönen Hof mit seinen Fassaden und den angelegten Gärten.


Axel Schmitz: Das Ensemble steht für urbanes Leben mit einem einzigartigen, grünen Innenhof, der mit seiner Architektur überrascht. An Handwerk und Architektur sind vor den historischen Gegebenheiten höchste Ansprüche gestellt, sich in die Umgebung einzugliedern.

Welches Wohngefühl erwartet den Kunden, der in THE THEODOR einziehen wird?

Axel Schmitz: Hier lebt man mittendrin, aber doch privat. Man genießt großzügige Räume, obwohl es ein kleinteiliges Haus ist.


Florian Kessel: THE THEODOR ist ein Rückzugsort, der Intimität gewährt. Schon das Ankommen macht Freude dank der wertigen Materialien wie elegantem Naturstein und Terrazzoböden sowie gutem Licht. Zusätzlich gibt es das inspirierende Gemälde, das derzeit von der New Yorker Künstlerin Shelley Reed erschaffen wird. So etwas verströmt Vertrautheit und ist etwas, worauf man sich täglich freut. In den Wohnungen selbst erwarten die Bewohner lange Blickachsen, die Großzügigkeit verleihen und die erst an den großen Fenstern zum grünen Hof enden. Die Wohnungen teilen sich alle in einen privaten und einen öffentlichen Teil, was im Wohnungsbau ja nicht besonders üblich ist. Normalerweise gibt es einen Flur, von dem die einzelnen Räume erschlossen werden – das gibt es hier nicht.


Axel Schmitz: Die Grundrisse unserer Wohnungen haben immer die Prämisse: Es muss einen Teil geben, in dem das Leben stattfindet, der Dialog und der Austausch. Und es gibt einen Rückzugsort innerhalb der Wohnung, der davon abgetrennt ist und Privatheit bietet. Das ist schon ein enormer Grad an Individualität, der hier geboten wird. Es gleicht auch keine Wohnung der anderen; THE THEODOR ist eine Maßanfertigung.

Duesseldorf-Carlstadt Bilker-Str The Theodor Buchcover
The Theodor: Buchcover
Duesseldorf-Carlstadt Bilker-Str The Theodor Isometrie
Isometrie

Ihre Projekte haben sich einer besonderen Baukultur verschrieben, sie stehen für eine bestimmte Definition von Luxus. Welche Elemente tragen bei diesem Objekt exemplarisch die Handschrift von RALF SCHMITZ?

Axel Schmitz: Zum Beispiel die aufwendige Klinkerarbeit an der Fassade, aber auch die Raumhöhen, die wir im Gartenhaus erreichen. Außerdem bietet jede Wohnung sehr großzügige Außenflächen. Es gibt Wohnungen mit drei Terrassen in verschiedene Himmelsrichtungen, die man zu den unterschiedlichen Tageszeiten nutzen kann – so etwas ist selten. Und natürlich die Tatsache, dass man, umgeben von Grün und ohne auf parkende Autos zu blicken, so zentral leben kann. Luxus bedeutet nicht Protz mit goldenen Wasserhähnen. Er besteht für uns vielmehr darin, das Beste aus der Vergangenheit zu kombinieren und in die Gegenwart zu transferieren.

Und woran lässt sich für den Architekten die Handschrift von RALF SCHMITZ als Bauherr ablesen?

Florian Kessel: Die Kompromisslosigkeit, das Beste und Hochwertigste zu schaffen auf allen Ebenen, ist meines Erachtens einer der zentralen Ansprüche von RALF SCHMITZ, aber auch ein Anspruch von uns.


Axel Schmitz: Sie müssen auch mal die Freiheiten erwähnen, die Sie haben!
(Beide lachen.)


Florian Kessel: Stimmt. Nachdem wir uns sehr angenehm kennengelernt haben, haben wir mit einer Idee vorgelegt und uns dann regelmäßig getroffen, den Entwurf mehr und mehr verfeinert und ausgefeilt. Viele Dinge sind von Anfang an so drin.

Axel Schmitz: Richtig, wir sind noch sehr nah am Originalentwurf. Ursprünglich war mal die Idee, den Altbau umzubauen, aber es gab viele technische Schwierigkeiten. Dann hat uns Herr Kessel einen Neubau-Entwurf vorgelegt, der uns so überzeugt hat, dass wir diesen Weg zusammen gegangen sind.

Duesseldorf-Carlstadt The Theodor Hofhaus Eingang
Hofhaus Eingang
Düsseldorf-Carlstadt The Theodor Strassenhaus Rueckfassade
Hofgarten

Bei aller Harmonie – gibt es in der Zusammenarbeit auch Spannungsfelder in ihren jeweiligen architektonischen und ästhetischen Ansätzen?

Axel Schmitz: Mir ist wichtig, dass wir nicht immer mit Leuten arbeiten, die alles genauso sehen wie wir. Sonst lernen wir ja nichts Neues und fangen an, uns zu wiederholen. Wir haben zwar die grundlegende Idee, dass wir das Gute bewahren und in die Gegenwart bringen möchten, aber wir haben nie gesagt: So baut man ein Haus und anders wäre es falsch. Deswegen macht es den besonderen Reiz aus – und daraus resultieren letztendlich auch die schönsten Ergebnisse –, wenn man sich immer wieder darauf einlässt, neue Themen zu finden, die zu der Örtlichkeit passen und darin verschmelzen. Wir wollen die direkte Umgebung in der architektonischen Idee aufgreifen und daraus, natürlich in der Handschrift des Architekten, etwas formen, das wirklich einmalig ist und nicht ein billiger Abklatsch von irgendetwas.

Florian Kessel: Wir haben da die gleichen Ansprüche. Uns eint, dass wir beide nicht auf der Suche nach „schreienden Häusern“ sind. Uns geht es immer darum, dass ein Haus zurückhaltend ist, denn nur dadurch kann es ästhetisch bestehen. Auch handwerkliche Präzision spielt für uns gleichermaßen eine wichtige Rolle.

Axel Schmitz: Auch wenn andere Entwürfe von Kessel und Züger vielleicht keine typischen RALF SCHMITZ-Häuser sind, haben wir sofort erkannt: Hier ist ein Architekt, der mit den gleichen Motiven handelt wie wir; der ein Verständnis für Themen wie Symmetrie, Handwerk und Figuren hat. Damit war klar, dass man zusammen etwas erfindet, was toll und einmalig ist. Solch ein Spannungsfeld muss man manchmal eingehen und wagen, damit man etwas schaffen kann, das nicht herauskommen könnte, wenn man immer dieselben ausgetretenen Wege geht.

Architektonische Ästhetik und Wohnkomfort gehen nicht immer Hand in Hand. Wie ist es bei THE THEODOR gelungen, beide Ansprüche optimal zu vereinen?

Axel Schmitz: Bei allem, was wir an Schönheit erschaffen, muss es auch funktionieren. Wir sind mit unseren Kunden auch nach dem Erwerb einer Immobilie noch lange im Gespräch und wissen, wie deren tägliche Tagesabläufe aussehen – vielleicht etwas anders als das Leben des Architekten. Dementsprechend ist es unsere Aufgabe, die Dinge zu realisieren, die für den Kunden wirklich nötig sind. Wir sind die Vertreter unserer Kunden und wollen sicherstellen, dass alles optimal für sie funktioniert und komfortabel ist. Wir achten auch auf Details wie: „Wie kommt eigentlich der Müll raus?“ Das rückt vielleicht in den Hintergrund, wenn man mit der Planung einer tollen Fassade und eines außergewöhnlichen Innenhofs beschäftigt ist.

„SCHÖNHEIT MUSS AUCH FUNKTIONIEREN.“

Florian Kessel: Wir haben bei THE THEODOR zum Beispiel Raumsequenzen realisiert, die nicht nur schön, sondern auch komfortabel sind. Ein Schlafzimmer ist immer mit Ankleide und Bad kombiniert. So kann ich mich, auch wenn Gäste da sind, trotzdem noch in meinem Teil der Wohnung frei bewegen und zurückziehen. Auch die eleganten Sprossenfenster sind ein gutes Beispiel: Sie schaffen gezielte Ausblicke und sorgen gleichzeitig in den Räumen für Behaglichkeit. Wir haben zwar sehr große Fenster, aber die Sprosse dient als Sichtschutz, ohne den Ausblick zu stören – Licht und Privatheit.

Axel Schmitz: Man muss natürlich dafür sorgen, dass nicht an irgendeinem Punkt aufgehört wird zu versuchen, dass man es immer noch besser und schließlich perfekt macht. Da versuchen wir als Bauherr die treibende Kraft zu sein. Wir wollen den Weg immer gemeinsam weitergehen, bis am Ende alle sagen: Wir hätten es uns am Anfang gar nicht so toll vorstellen können!

Duesseldorf-Carlstadt Bilkerstrasse The Theodor-Interior
Blick von der Kueche